Ich hatte das Glück, einen ganz hervorragenden Deutschlehrer zu haben. Er hatte das Talent, Wissen so zu vermitteln, dass man fast mühelos und mit viel Spaß lernte. Als dann in der Oberstufe Goethes Faust an die Reihe kam, hat sich wahrscheinlich trotzdem kaum jemand darauf gefreut, war es doch für uns der Inbegriff des alten sperrigen Stückes. Goethe als Begriff war überall präsent, aber natürlich hatte keiner von uns schon etwas von ihm gelesen. Wer liest schon freiwillig Goethe? Dank meines Lehrers kann ich heute freudig ausrufen: Ich! Und zwar liebend gerne und immer wieder! Er hat uns sowohl Goethe wie auch seinen Faust ganz lebendig gestaltet, richtig nahegebracht und in mir eine seitdem bestehende Verehrung für den guten alten Geheimrat erweckt. Wenn ich heute Bücher über Faust lese, dann erkenne ich vieles, was unser Deutschlehrer uns damals gesagt hat. Den Faust selbst habe ich damals sicher noch nicht so erfasst wie ich es gerade beim neuerlichen Lesen tat, aber dass es ein wundervolles Werk war, das habe ich damals schon erkannt (und meinem armen Lehrer bittere Vorwürfe gemacht, als es in der Abiturprüfung nachher nicht um Goethe ging, sondern um eine grauslige moderne Kurzgeschichte).
Und so wollte ich ganz dringend nach Weimar, was dann sogar die Wahl des Studienortes beeinflusste. Was war am nächsten? Jena, also kam das auf Platz eins, danach Halle und Leipzig. Zum Glück wurde es Jena, was zudem auch vor dem Krieg schon ein wenig unsere „Familienuniversität“ war, denn die (wenigen) studierenden Familienmitglieder gingen alle nach Jena. Das lag für die Vorfahren auch nicht weit, stammte die Familie doch aus Thüringen, sogar ganz aus der Nähe von Weimar. Für mich war es damals schon eine weitere Reise vom Ruhrgebiet, aber ich zog frohen Mutes nach Thüringen und habe es nicht bereut. Weimar lag so herrlich nahe und ich besuchte es oft. Nun ist es weniger oft, aber deshalb trotzdem immer wieder ein Erlebnis. Einen Besuch dort kann ich jedem nur nahelegen.
Der letzte Besuch erfolgte in diesem April, dank guter Zugverbindung reichte eine Übernachtung aus, um ohne Hetze das Städtchen zu erkunden – fast zwei volle Tage standen mir zur Verfügung, und Weimar ist sehr kompakt und gut zu erlaufen.
Der erste Weg in Weimar führt mich immer zum Goethehaus. Mittlerweile weiß ich schon genau, welcher Raum auf welchen folgt, und was dort zu sehen ist, und genieße es jedes Mal. Das geräumige Haus in seinem zarten Gelb beherrscht auf angenehme Weise eine Seite des heute noch recht malerischen – aber völlig überlaufenen – Frauenplans. Seit dreihundert Jahren steht es nun schon dort, in den 1790er Jahren, als Goethe dort endgültig hinzog, wurde es erheblich umgebaut. Goethe wohnte hier in den 1780er Jahren schon, ab 1792 wurde es dann sein Hauptwohnsitz. Der Glückspilz bekam das Haus von seinem guten Freund Großherzog Carl August geschenkt. Unser zweiter grösster Dichter Friedrich Schiller dagegen musste sich sein wesentlich kleineres Haus selbst kaufen und sauer erarbeiten.
Das Goethehaus schafft es, gleichzeitig repräsentativ und gemütlich zu wirken. Vorder- und Hinterhaus sind durch einen Hof getrennt. Dort plätschert ein Brunnen, die Menschenmengen auf dem Frauenplan sind nicht mehr zu hören, es ist herrlich entspannend, dort zu stehen.
Im Vorderhaus schreitet man dann durch das beeindruckende Treppenhaus hinauf – Goethe hat es bei seiner Umbauaktion ganz klassisch gestalten lassen. Die Treppen sind sehr flach, man kann dort eigentlich nur vornehm schreiten, und genau so war es auch gedacht. Es war der erste Eindruck, den Besucher vom Haus bekamen und man wusste sofort – hier ist man in einem repräsentativen Wohnhaus. Goethes Liebe für die Klassik wird an Gestaltung und Büsten sofort deutlich.
Derart hinaufgeschritten ist man gleich in der richtigen Stimmung für die Besichtigung der oberen Räume, in denen die Klassik einem auf Schritt und Tritt begegnet. Wer es übrigens in nächster Zeit nicht nach Weimar schafft, kann hier schon mal Bilder sehen und die Texte des Audioguides hören (oder über einen vergangenen Besuch reminiszieren).
Die Räume des Goethehauses sind angenehm zu durchwandeln, auch wenn an manchen Tagen sehr viel los ist, so dass mir manchmal ein wenig die Ruhe fehlte, sich gedanklich in die Zeit zu versetzen, in der Goethe hier gewohnt hat. Aber es ist natürlich schön, dass diese Stätte so reges Interesse findet, bei allen Altersgruppen und Nationalitäten. Ich war sehr erfreut, viele junge Leute zu sehen, die – auch wenn auf einem Schulausflug – hier nicht gelangweilt durchzogen, sondern sehr angetan schienen. Vielleicht haben die auch alle so gute Deutschlehrer wie ich damals.
Das Vorderhaus ist repräsentativ, zeigt Goethes Sammlerleidenschaft, seine vielseitigen Interessen. Das Hinterhaus ist gemütlicher, persönlicher. Hier kann man das Arbeitszimmer bewundern, in dem einige der grössten Werke der deutschen Literatur verfasst wurden, und auch das Zimmer, in dem Goethe im Alter schlief und 1832 friedlich starb. Ein älterer Herr aus Thüringen hat mir mal erzählt, dass schon in seiner Schulzeit in den Vorkriegsjahren die jungen Mädchen hier ganz sentimental und schwärmerisch wurden. Das wird jetzt – abgesehen von mir – wohl niemand mehr, aber das Haus hinterlässt bei den Besuchern sichtbar Eindruck. Zum Abschluss kann man noch durch den malerischen Garten schlendern. Goethe lebte gerne hier (wenn er sich auch über den Lärm aus der damals nahegelegenen Kegelbahn beschwerte – irgendwie ist es beruhigend, dass auch Berühmtheiten wie Goethe nicht frei von alltäglichen kleinen Ärgernissen wie der Lärmbelästigung durch Nachbarn waren) und das merkt man meines Erachtens auch. Das Goethehaus hat immer noch eine heimelige Atmosphäre.
Ein dazugehörendes Museum bietet einen kreativ gestalteten Überblick über Leben, Werk, Zeit und Gedanken Goethes. Sehenswert und außerdem kann man dort von anderen Besuchern Schmankerln hören wie „Goethe und Schiller sind ja beide jung gestorben“. Der gute Goethe lebte von 1749 – 1832…
Um gleich im Goethegeist zu bleiben, ging ich als nächstes zum Palais Schardt, wo Goethe seine Seelenfreundin Charlotte von Stein kennenlernte, die dort auch aufgewachsen war. Schade, dass diese Freundschaft später so problematisch wurde, Frau von Stein scheint eine interessante Person gewesen zu sein und nicht so gelangweilt-langweilig, wie es bei oberflächlicher Betrachtung scheint. Scharfzüngig, oft bissig, intelligent und auch (oft) warmherzig. Was hätte dies bei anderen Umständen für eine vielseitige Verbindung zwsichen den beiden werden können…
Im Palais selbst gibt es leider – noch – wenig zu sehen. Der Goethepavillon, in dem das erste Treffen von Goethe und Charlotte von Stein stattgefunden haben soll, ist arg renovierungsbedürftig und sonst wird das Palais hauptsächlich als Café und für Veranstaltungen genutzt. Interessante Informationen bekommt man aber von einer freundlichen ehrenamtlichen Mitarbeiterin sehr wohl, und da der gegenwärtige Eigentümer sehr an der Restaurierung des Palais interessiert ist und sich hier schon einiges tut, gibt es hier hoffentlich noch etwas zu erwarten.
Ich verlasse den Goethefokus danach erst einmal und gehe ins Stadtmuseum Weimar, denn geschichtlich hat dieses Städtchen noch wesentlich mehr zu bieten als Goethe. Das Museum ist in der ehemaligen Villa des schöngeistigen und recht philanthropischen Unternehmers Bertuch, der eine beeindruckende Lebensgeschichte aufweist und auf zahlreichen Bereichen viel bewirkt hat. Die Villa ist nicht weniger beeindruckend als Bertuch selbst – auch hier wieder viel Klassizistisches und Repräsentatives, allerdings nicht so gemütlich wie bei Goethe. Museal reist man dann durch die Geschichte Weimar, sieht Offiziell-Politisches, aber auch private Interieurs und Kleidung. Die Gründung der Weimarer Repubik spielt natürlich eine grosse Rolle und wer möchte, kann sogar seine Stimme für die Nationalversammlung abgeben und sehen, wie die andere Besucher gewählt haben, dies dann mit den Wahlergebnissen von 1919 vergleichen. Die gänzlich unrühmliche übereifrige Rolle Weimars während der Nazidiktatur wird ebenso dargestellt, wie die Besatzungszeit und die Weiterverwendung des Lagers Buchenwald nach dem Krieg. Dies war in der DDR ein Tabuthema, heute gibt es im Lager selbst eine Ausstellung dazu, ebenso natürlich wie zu dem dunkelsten und furchtbarsten Aspekt von Weimar. (Die widerlich-zynischen Worte „Jedem das Seine“ auf dem Lagertor von Buchenwald wurden übrigens von einem KZ-Häftling, Franz Ehrlich, in Schrifttypen des Bauhaus-Stils gesetzt, welcher zu den vielen Kunstrichtungen gehörte, die den Nazis gegen den Strich ging. Sie haben es nicht gemerkt.) Aufgrund eines traurigen Schicksals in meiner Familiengeschichte ist Buchenwald als sowjetisches Internierungslager eines der Themen in meinem zweiten Buch über die Schönaus, und so habe ich die Informationen im Stadtmuseum dazu besonders genau betrachtet. Die Nazidiktatur- und Nachkriegsjahre sind allgemein ein dunkles Thema und wenn man sich bewusst ist, welch Zentrum der Kultur und des freien Denkens Weimar einst war, ist es noch bedrückender, wenn man sieht, was für abscheulichen Dinge hier geschahen und wie die braunen Machthaber das geistige Erbe der Stadt auf pervertierte Weise für ihre Zwecke benutzten.
Nach dem Besuch wurde es für mich dann auch Zeit für ein wenig Entspannung an der Sonne und so setzte ich mich unweit vom Schillerhaus ein wenig auf eine Bank. Dort stand vor dem Weimarhaus – eine Art Zeitreise durch Weimar – eine Goethestatue und ich war ganz entzückt, als ein gerade laufen könnendes Kind dort ganz begeistert hinrannte – Goetheverehrung schon im frühesten Alter! Die Mutter hat dem Kind auch gleich erklärt, wer denn der ernst dreinblickende Herr ist – eine ähnliche Eltern-Kind-Goethestatue-Szene habe ich in meinem ersten Schönaubuch, und es ist ein seltsames Gefühl, wenn man etwas sieht, was man sich so ungefähr mal ausgedacht und niedergeschrieben hat!
Nachdem ich nun am ersten Tag so viel Zeit Goethe gewidmet habe, wurde es am zweiten Tag Zeit, auch Schiller zu besuchen, oder vielmehr sein Haus. Obwohl wir in der Schule durchaus einiges von Schiller gelesen haben und es mir gefiel, ist der emotionale Schwabe bei meiner ganzen Goetheverehrung immer ein wenig im Hintergrund geblieben. Dieses Jahr stieß ich aber auf die wunderschönen Briefe, die er sich mit seiner Lotte (seiner Ehefrau Charlotte von Lengefeld) schrieb und da wurde mir Schillers Leben und Werk gleich wieder interessanter. Sein Haus liegt mitten in der heutigen Fußgängerzone von Weimar. Es ist, wie das Goethehaus, gelb, aber damit haben sich die Ähnlichkeiten auch schon. Das Häuschen ist wesentlich kleiner, die Räume dunkler, nicht so museal wie bei Goethe. Gemütlich ist es und vermittelt einen guten Eindruck von dem Umfeld, in dem Schiller seine letzten (leider nur drei!) Jahre verbrachte, auch wenn die Einrichtung nicht dem ursprünglichen Zustand entspricht.
Am Anfang des Besuches informieren einige Räume über das Leben Friedrich Schillers, welches selbst den Stoff für ein mitreissendes Bühnendrama abgeben würde. Er hat die absolutistische Herrschaft von Kindesbeinen an auf grausame Weise miterlebt, musste fliehen, um frei schreiben zu können. Es ist kein Wunder, dass viele seiner Werke den Missbrauch von Macht behandeln. Seltsamerweise wurde gerade dieser Schriftsteller von den Nazis sehr hochgejubelt – sogar die Brisanz des Wilhelm Tell, in dem der Tyrannenmord ein Thema ist, wurde von diesen Tyrannen erst recht spät erkannt (und die Aufführung des Tell dann verboten). Finanziell war Schiller immer in Schwierigkeiten und so hat es ihm viel bedeutet, endlich das eigene Haus zu erwerben. In einem Raum zeigen die Haushaltsausgaben – sehr viel für Alkohol! – dass immer noch gerechnet werden musste. Wie schade, dass Schiller sein nach Goethes Farbenlehre gestaltetes Haus nur so kurze Zeit geniessen konnte. Er hat sich und seiner ohnehin schwachen Gesundheit viel abverlangt, noch in schwerster Krankheit unermüdlich gearbeitet. An diesem Schreibtisch wurde Bemerkenswertes geleistet.
Das Schillerhaus verlasse ich immer mit einem leichten Gefühl der Tragik, die Schillers Leben mit all seinem Talent und auch Erfolg doch darstellte.
Ein leichtherzigerer Blick auf Weimar, seine Größen und seine Geschichte findet sich im schon erwähnten Weimarhaus. Hier sind die wichtigsten Epochen als Szenen nachgestellt – man geht von Raum zu Raum durch die Geschichte, beginnt in der vorzeitlichen Sumpflandschaft, reist durch Pestzeit, Goethezeit, französische Besetzung. Es ist als erster Blick recht unterhaltsam, hat aber natürlich nicht die Atmosphäre und den Zauber der tatsächlichen historischen Stätten.
Welch grösseren Gegensatz zum bescheidenen Schillerhaus würde man in Weimar finden als das Stadtschloss! Als Goethe nach Weimar kam, stand hier nur eine Brandruine, das alte Schloss war 1774 abgebrannt und es dauerte fünfzehn Jahre, bis ein Wiederaufbau begonnen wurde – natürlich war der Herr Geheimrat Goethe ganz entschieden an den Planungen beteiligt. Richtig bewohnt wurde es dann erst im 19. Jahrhundert. Für das kleine Weimar ist es sehr beeindruckend, heute kann man hier sowohl die wundervollen Räume wie auch alte Gemälde besichtigen (bzw: wird man ab 2023 wieder können, ab dem 2. Juli 2018 wird es umfassend restauriert.).
Hier lässt es sich durchaus leben. Unseren beiden Weimarer Dichterfreunden wurden jeweils eigene Zimmer gewidmet und hier nun findet sich Schiller mal in wesentlich stärker Opulenz als Goethe. In beiden Räumen zeigen Wandbilder Szenen aus den grössten Werken.
Direkt beim Stadtschloss ist man schon im Park an der Ilm, in dem man sehr schön promenieren und viele malerische Ecken entdecken kann. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Goethe. In seiner Anfangszeit in Weimar wohnte er hier in dem kleinen Gartenhaus – auch ein Geschenk des Großherzogs. Die richtigen Freunde muss man haben. Das Häuschen liegt malerisch, ist winzig und sehr einfach eingerichtet. Kein Vergleich mit dem Frauenplan und deshalb wieder auf ganz andere Weise sehenswert. Der herrlich düstere Erlkönig und andere frühe Werke entstanden hier.
Nun geht der Besuch in Weimar langsam zu Ende und leichte Melancholie schleicht sich ein. Da bin ich gleich in der richtigen Stimmung für den Friedhof, wo Goethe bestattet ist. Schiller übrigens nicht. Schiller wurde nach seinem Tod zunächst im sogenannten Kassengewölbe beigesetzt – wo auch diverse andere Persönlichkeiten bestattet waren. Über zwanzig Jahre nach seinem Tod, als die Pläne für ein eigenes Grabmal nie umgesetzt worden waren, sollte Schiller in der brandneuen Fürstengruft, die der großherzoglichen Familie als Begräbnisstätte dienen sollte, bestattet werden. Problem: welcher der sterblichen Überreste im Kassengewölbe war nun Schiller? Weder das Gewölbe noch die diversen Särge, Schädel und anderen Knochen waren in guter Verfassung und letztere zudem sehr durcheinander. Da wurden also erst einmal ausführlich Schädel betrachtet, mit einem Schillerbild verglichen, ihm bekannte Personen befragt und sich letztlich für einen Schädel und einige Gebeine entschieden. Der vermeintliche Schiller wurde also ehrenvoll in der Fürstengruft zur erneuten Ruhe gebettet. Mit dem kleinen Haken, dass es gar nicht Schiller war, das fand man aber erst im 21. Jahrhundert heraus. Nun hat Schiller zwar einen monumentalen Sarg gleich neben dem von Goethe, aber der Sarg ist leer. Bei meinem ersten Besuch vor vielen Jahren standen noch Büsten der beiden Dichterfreunde hier, diese sind aber nun nicht mehr zu sehen. Der Grund: unter russischer Besetzung wurden alle religiösen Symbole und Ausstattungen aus der Fürstengruft entfernt, die beiden Büsten waren eine Art Ersatz. Jetzt ist die Fürstengruft wieder ins ursprüngliche Erscheinungsbild versetzt worden.
Während die Fürstengruft und danebenstehende russische Kapelle (die Schwiegertochter des Großherzogs Carl August war eine russische Großfürstin. Sie hat auch die Dichterzimmer im Stadtschloss gestalten lassen) das Zentrum des alten Friedhofes sind, lohnt auch der restliche Friedhof einen Rundgang. Hier finden sich viele Grabmäler bekannter Namen aus der Weimarer Klassik, opulente Gräber auch von heute Unbekannten, und wie auf vielen alten Friedhöfen herrscht hier eine friedliche angenehme Atmosphäre.
Es waren zwei schöne Tage in Weimar. Es ist noch ein wenig Zeit und viel Sonne, also setze ich mich zum Abschluss auf eine Bank am Theaterplatz, mit direktem Blick auf die wunderschöne Statue von Goethe und Schiller vor dem Weimarer Nationaltheater. Hier wurde die Weimarer Republik gegründet, später wurde die schlicht-elegante Fassade des Theaters mit den Symbolen der Nazidiktatur verschandelt, die Statue eingemauert, um sie vor Bombenangriffen zu schützen. Man mag es dem pittoresken Weimar kaum ansehen, aber es gab Bombenangriffe im Krieg, den stärksten am 9. Februar 1945. Das Theater brannte damals lichterloh. Heute sieht man davon nichts mehr.
Abschliessende Besinnlichkeit bei Betrachtung von Statue und Theater kann aufgrund der lebhaften Menschenmassen auf dem Platz leider nicht aufkommen, trotzdem geniesse ich diesen letzten Blick. Als ich einmal einem amerikanischen Bekannten ein Foto dieser Statue zeigte, rief er beim Anblick Schillers aus „Wow, he looks like a California surfer boy!“ und tatsächlich ist Schiller hier – und auch sonst auf Statuen und Büsten – ausgesprochen attraktiv dargestellt. In echt war er wohl nicht ganz so schön. Verlässliche Bilder gibt es nicht, Artikel darüber, wie nun Schiller wirklich aussah dafür zuhauf. Wenn man die zuverlässigsten Beschreibungen vergleicht, dann bekommt man das Bild eines sehr blassen rothaarigen Mannes, etwas linkisch und nicht besonders gut gekleidet. Ich bleibe gedanklich einfach beim Schiller des Weimarer Denkmals. Und so geht es nach einem letzten Blick auf Denkmal und Theater nach einem herrlichen Besuch zurück zum Bahnhof (der übrigens ebenfalls in bequemer Fußnähe ist). Ein Besuch in Weimar lohnt sich!
Ein Kommentar zu „Zwei Tage in Weimar“