Buchempfehlung: Zeit zu leben und Zeit zu sterben

Remarque entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblingsschriftsteller. Auf unnachahmliche Weise berichtet er in seinen Romanen über das Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Stil ist schnörkellos, ohne Pathos und dadurch besonders eindringlich. „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ befasst sich mit der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte. 1944 ist der Krieg so gut wie verloren, was die fanatische menschenverachtende Diktatur nicht davon abhält, weiterhin Millionen zu opfern. Weiterlesen „Buchempfehlung: Zeit zu leben und Zeit zu sterben“

Buchempfehlung: Fabian – Die Geschichte eines Moralisten

Erich Kästners autobiographisch angehauchte Erzählung über Jakob Fabian, der das ausschweifende Berlin der späten Weimarer Republik erlebt, und daran untergeht, wirft einen sehr klaren, von Schopenhauers Pessimismus geprägten Blick auf die Welt und die Menschheit. Das 1931 erschienene Buch ist an manchen Stellen sogar beängstigend prophetisch, so sagt Fabian im Gespräch mit einem Nazi: „Wo nehmt ihr die Dreistigkeit her, sechzig Millionen Menschen den Untergang zuzumuten, bloß weil ihr das Ehrgefühl von gekränkten Truthähnen habt und euch gern herumhaut?“ Weiterlesen „Buchempfehlung: Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“

Buchempfehlung: Deutsche Geschichte

Prächtig illustrierter und gut geschriebener Detail-Überblick
Die Bücher von Dorling Kindersley sind bekannt für ihre herausragend bildhafte und farbige Ausstattung. Jedes Buch, das ich bisher von DK las, war schon ein visuelles Vergnügen. So ist dies genau der richtige Verlag für eine Bild-Enzyklopädie der deutschen Geschichte. Das Buch ist recht groß und schwer, so soll sich ein richtiges Buch anfühlen. Jede Doppelseite widmet sich chronologisch einem Thema der deutschen Geschichte; unterteilt ist das Buch in sieben Hauptabschnitte, die meines Erachtens eine gute Gliederung der historischen Epochen darstellen. Jedem dieser sieben Abschnitte ist eine Zusammenfassung dieser Epoche vorangestellt, gefolgt von einer chronologischen Zeitleiste. Auch diese ist sehr schön gestaltet und bereits mit zahlreichem Bildmaterial versehen.

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Buchempfehlung – Stars und Liebe unter dem Hakenkreuz

In ihrem Buch „Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein“ wirft Evelyn Steinthaler einen Blick auf vier Künstler der NS-Zeit, die eines gemeinsam haben: die Partnerin/Ehefrau war Jüdin. Auf unterhaltsame und informative Weise stellt die Autorin dar, wie verschieden diese vier Männer damit umgingen, nach den menschenverachtenden Regelungen der Nazidiktatur „jüdisch versippt“ zu sein. Dieser und andere widerlichen Ausdrücke aus der NS-Zeit werden im ganzen Buch in Anführungszeichen gesetzt, was ich sehr gut finde. Weiterlesen „Buchempfehlung – Stars und Liebe unter dem Hakenkreuz“

Buchempfehlung: „Eben noch unter Kronleuchtern – die Revolution 1918/1919 aus Sicht der bayerischen Königstöchter“

Über die Revolution von 1918 gibt es verhältnismäßig wenige Bücher und schon alleine deshalb ist „Eben noch unter Kronleuchtern“ eine gute Idee. Christiane Böhm wählt in diesem Buch den interessanten Weg, dem Leser das Revolutionsgeschehen durch Zeitzeugenberichte nahezubringen, und zwar von jenen, die unmittelbar betroffen waren. Es hat mich sehr neugierig gemacht, zu lesen, wie die bayerische Königsfamilie die Revolution, die völlige Umkehrung ihres Lebens, empfunden hat. Weiterlesen „Buchempfehlung: „Eben noch unter Kronleuchtern – die Revolution 1918/1919 aus Sicht der bayerischen Königstöchter““

Buchempfehlung: „Zerrissene Leben“

Ich bin immer froh, wenn Bücher über Geschichte die Perspektive der ganz normalen Menschen widerspiegeln und zeigen, wie deren Leben durch die Weltgeschichte beeinflußt wurde. Sehr gut gelungen ist dies in „Zerrissene Leben„, welches ich gerade beendet habe.

In „Zerrissene Leben“ begleiten wir zahlreiche Zeitzeugen durch das so unruhige 20. Jahrhundert. Es sind dies die in den 20er Jahren Geborenen, im Buch „Weimarer Kinder“ genannt. Auf gelungene Weise werden hier historische Fakten und Hintergrundinformationen mit den Stimmen der Zeitzeugen verbunden. Zahlreiche Zitate aus persönlichen Erinnerungen zeigen eindrucksvoll und auch unterhaltsam, wie die Menschen jener Zeit die Weltgeschichte erfuhren und wie sie ihr Leben beeinflußte. Der Titel „Zerrissene Leben“ ist hier sehr gut gewählt. Weiterlesen „Buchempfehlung: „Zerrissene Leben““

Buchempfehlung: Ein Akt der Vergebung

In Düsseldorf-Oberkassel befindet sich der angenehme, recht unauffällige Werner-Pfingst-Platz. Ich habe bei meinem Besuch in Oberkassel den Namen des Platzes nicht bemerkt und hätte auch gar nicht gewußt, welch interessante Geschichte dahinter steckt. Zum Glück hat mir eine liebe Bekannte die Geschichte erzählt und mir dann das bemerkenswerte Buch „Ein Akt der Vergebung“ geliehen. Werner Pfingst ist ein ehemaliger Einwohner Oberkassels, dem es zum Glück gelang, der Nazidiktatur rechtzeitig in die USA zu entfliehen. Leider war dieses Glück nicht all seinen Familienangehörigen vergönnt und so berichtet dieses Buch über viele deutsch-jüdische Schicksale, einige davon sehr tragisch, einige mit glücklichem Ende. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie die menschenverachtende Diktatur in eine deutsche Familie eingriff, sie auf ihr Jüdischsein reduzierte und sie dafür brutal verfolgte. Besonders beeindruckend ist es, daß dieses so sorgfältig recherchierte Buch die Arbeit dreier Gymnasialschülerinnen (der ehemaligen Schule Werner Pfingsts), eines Lehrers und eines Polizeibeamten ist. Unglaublich, was diese ungewöhnliche Kooperation an interessanten Fakten entdeckt und so gelungen in Buchform gebracht hat. Weiterlesen „Buchempfehlung: Ein Akt der Vergebung“

Buchrezension: Bücher über Goethe und Schiller

Ich bin schon lange ein „Goethe-Groupie“ und in letzter Zeit kam auch vermehrt Interesse an Schiller hinzu, dessen Lebens selbst schon Stoff für einen mitreissenden Roman abgäbe. Nach meinem Weimar-Besuch war ich dann wieder ganz im Lesefieber, habe Faust I mit neuem Vergnügen gelesen, mich an Faust II gewagt und über den Briefwechsel von Schiller und seiner Charlotte geseufzt – was konnte der Mann für Briefe schreiben! Nach Literatur von Goethe und Schiller ging es zur Literatur über Goethe und Schiller, manche Bücher neu entdeckt, manche mit Vergnügen erneut gelesen. Hier nun meine Meinungen zu einigen dieser Bücher.

Goethe – Kunstwerk des Lebens
Goethes Ehe
Behalte mich ja lieb! – Christianes und Goethes Ehebriefe
Goethe und Schiller: Geschichte einer Freundschaft
Goethe & Schiller Der Briefwechsel: Eine Auswahl
Schiller: Oder die Erfindung des deutschen Idealismus
Friedrich Schiller: Was macht den Mensch zum Menschen?
Das Leben des Friedrich Schiller – Eine Wanderung
Die Stunde der Räuber – Der Schiller-Roman
Schillers Doppelliebe: Die Lengefeld-Schwestern Caroline und Charlotte
Eine unerhörte Reise in die Goethezeit
Weimar – Literatur und Leben zur Zeit Goethes
Die Frauen um Goethe

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Buchempfehlung: Inconvenient People – Lunacy, Liberty and the Mad-Doctors in Victorian England

Ich habe kürzlich eines der unterhaltsamsten Sachbücher beendet, die ich zum Thema Psychologie des 19. Jahrhunderts  und Umgang mit den „Wahnsinnigen“ gelesen habe. Wenn Sie das zweite Buch der Allender-Trilogie gelesen haben, werden Sie wahrscheinlich bemerkt haben, dass es ein Thema ist, an dem ich sehr interessiert bin. Es ist ein schwieriges und dunkles Thema, eine Geschichte von (manchmal gut gemeinter) Ignoranz, aber auch von Missbrauch und oft schwierige Lesekost.

Inconvenient People – Lunacy, Liberty und die Mad-Doctors in Victorian England gelingt es, das Dunkle, das Witzige, das Absurde und das Informative zu einem Sachbuch zu kombinieren, das sich zeitweise wie ein guter Roman liest.
Die Autorin, Sarah Wise, erklärt die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung im viktorianischen England durch die chronologische Betrachtung verschiedener persönlicher Schicksale. Ihre individuellen Berichte bringen echtes Leben in die Erzählung, zumal Sarah Wise diese Menschen zum Leben erweckt. Sie sind nicht bloße Fälle, über deren psychische Gesundheit entschieden werden musste, sie werden echte Menschen und ich merkte, dass ich ihnen die Daumen drückte und für sie hoffte. Die Autorin hat sich viel Arbeit gemacht, um die Hintergrundgeschichte jeder Person herauszufinden, ein Bild von der sozialen Umgebung und dem Charakter der Person zu zeichnen. Es gibt ungefähr 10 Hauptfälle, einen für jedes Kapitel, und wir treffen mehrere von ihnen in späteren Kapiteln wieder. Weiterlesen „Buchempfehlung: Inconvenient People – Lunacy, Liberty and the Mad-Doctors in Victorian England“