Zitatenreise durch die Schönaus

Die Vorbereitung auf die Leipziger Buchmesse ist vielfältig und macht Spaß. Bisher war ich als Buchhändler einige Male auf der Frankfurter Buchmesse, nun aber bin ich nicht nur als Autor präsent, sondern zudem auch noch in Leipzig, wo meine Schönau-Saga spielt. Auch ohne Buchmesse bin ich immer gerne in dieser herrlichen Stadt, nun werde ich sie aus einer neuen Perspektive kennenlernen.

Eine Lesung ist schon fest, eine Autorenpodiumsdiskussion ebenfalls. Die sogenannten „Meet & Greets“ sind in Planung, es gibt noch weitere Termine festzulegen. Der Entwurf der Leseprobenhefte war bereits eine unterhaltsame Erfahrung – dank des ungemein hilfreichen Artikels von Vera Nentwich erwies sich dies als gut machbar. Und ja, ich gebe es zu: die Muster für die Leseprobenhefte dann in Händen zu halten, war einfach klasse!

Im Rahmen der Erstellung einer Buchbroschüre kam mir dann die Idee mit der Zitatenreise. Filmtrailer verstehen es gut, wichtige und einprägsame Sätze eines Filmes zusammenzufassen. Nun ist mein Medium die Schrift und einprägsame Zitate gibt es in „Bürgerin aller Zeiten“ und „Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf“ genügend. Es war aufregend, die Zitate herauszusuchen, die die Handlung über vierundvierzig Jahre zusammenfassen und veranschaulichen. Wer mit den Schönaus auf Zitatenreise gehen möchte, kann dies nun für „Bürgerin aller Zeiten“ und „Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf“ tun.

 

T4 – harmloser Name für vielfachen Mord

Wenn man ein Buch schreibt, das die Jahre 1933 – 45 umfaßt, dann ist die Recherche oft sehr bedrückend. Es sind so viele unaussprechlich furchtbare Dinge in dieser Zeit passiert, so viele unschuldige Menschen wurden Opfer der Diktatur.

Eines der schwierigsten Themen sowohl bei der Recherche als auch beim Schreiben war jenes, welches sich hinter dem so harmlos klingenden Namen „T4“ verbirgt. Der (erst in der Nachkriegszeit verwendete) Name kommt von der Adresse jener Stelle, die die Morde an Menschen organisierte, welche vom der Nazi-Diktatur als „lebensunwert“ (das Wort alleine jagt einem Schauder über den Rücken) angesehen wurde – Tiergartenstraße 4 in Berlin. Als „lebensunwert“ wurde man in der Diktatur aus vielen Gründen betrachtet, hier bezieht es sich auf jene, die psychische Krankheiten oder geistige Behinderungen hatten. Die Ermordung dieser Menschen wurde zur Nazizeit als „Euthanasie“, als „Aktion Gnadentod“ bezeichnet, bzw. verschleiert (in einem Regime, für das Gnade ohnehin ein Fremdwort war). Weiterlesen „T4 – harmloser Name für vielfachen Mord“

Soldatenbriefe

Beim Schreiben versuche ich stets, mich soweit wie möglich in die Gedankenwelt meiner Haupt- und Nebencharaktere einzufinden. Um plausibel beschreiben zu können, wie sie agieren, muß und will ich verstehen, warum sie so agieren, wie sie die Welt um sich sehen, was sie denken und fühlen. Das ist schwierig, wenn es um historische Epochen geht, die aus heutiger Sicht so oft und ausführlich betrachtet und analysiert wurden, daß ich beim Schreiben sehr darauf achten muß, nicht die heutige Sicht in das Geschriebene einfließen zu lassen. Fast unmöglich wird es bei Motivationen, die meinen eigenen diametral entgegenstehen. Junge Menschen, die damals auf die Nazidiktatur hereinfielen, deren Motivation aber nicht einfach durch die tumbe Primitivität vieler (auch gerade heutiger) Rechtsradikaler erklärt werden kann. Wie erklärt man das? Das war ein Thema, zu dem ich viel gelesen habe, Selbstzeugnisse, Tagebücher; versucht habe, das heutige Wissen kurz auszublenden. Meine Leser teilen mir mit, daß es mir gut gelungen sei, die verschiedenen Motivationen der den Nazis zugelaufenen Charakteren meiner Bücher zu erklären. Das freut mich, denn leicht war es nicht. Weiterlesen „Soldatenbriefe“

Die erste Lesung

Eine Lesung halten? Ich? Oh je!

Ich bin ehrlich – als ich kontaktiert wurde, ob ich eine Lesung machen möchte, war meine erste Reaktion eher erschrocken. Zwar spreche ich beruflich als Trainerin ständig vor Leuten, fühle mich damit wohl und habe gute Erfahrungen gemacht, aber es ist noch etwas ganz anderes, das eigene Werk vorzulesen. Aber wie sollen potentielle Leser von meinen Büchern erfahren, wenn ich ihnen darüber nichts erzähle und wie dämlich wäre es, eine solche Möglichkeit einfach sausen zu lassen? Ähnliche Gedanken wie vor meiner ersten Leserunde bei Lovelybooks also, diesmal habe ich aber immerhin die positiven Rückmeldungen der Leserunde und einige sehr gute Rezensionen im Rücken. Zudem ist es schön, dass eine Leserin so angetan von den Büchern ist, dass sie die Lesung möglich machen kann und möchte. Also – auch wieder ähnlich wie bei der Leserunde – schnell zugesagt, bevor das Pessimismuszentrum im Gehirn zuschlägt.

Die Vorbereitung Weiterlesen „Die erste Lesung“

Das untergegangene Leipzig

Leipzig ist auch heute wieder eine äußerst sehenswerte Stadt. Bei meinem ersten Besuch dort war ich sofort hingerissen. Leipzig hat für fast jeden etwas zu bieten, für mich als historisch interessierten Menschen ist es eine wahre Fundgrube. Geschichte an allen Ecken und Enden, durch alle Epochen, die Gebäude wundervoll restauriert. Nur kurz nach der Wende sah es hier sehr anders aus, die enormen Kriegsschäden waren noch allenthalben zu spüren, durch Baulücken, unschöne Nachkriegsbauten. Die alte Bausubstanz war meistens vernachlässigt und bröckelte unbeachtet vor sich hin. Es wurde viel erreicht und man kann an mehreren Stellen der Stadt eine gute Ahnung davon bekommen, wie Leipzig einst aussah. Viele wundervolle Gebäude sind aber durch den Krieg und leider auch unverantwortliche Abrisse für immer verloren gegangen. Durch meine Recherche für die Schönau-Bücher lernte ich zusätzlich zu dem mir bereits so vertrauten gegenwärtigen Leipzig noch eine ganz andere Stadt kennen – das untergegangene Leipzig. Weiterlesen „Das untergegangene Leipzig“