Der 9. November in der Geschichte

Nun sind auch die beiden neuen Lovelybooks-Leserunden zu den Büchern der Schönau-Dilogie zu Ende, die Diskussion hat wieder Spaß gemacht (und nun werden schon die Darsteller für die Verfilmung in der Runde überlegt – das nenne ich Hingabe! 😉 ).

Eines der Themen war natürlich auch, daß der 9. November nicht nur als geschichtliche Komponente eine Rolle spielte, sondern auch der Geburtstag der Hauptperson Lotte war, was die zahlreichen Ereignisse an diesem Tag verknüpfte und für die 1989 spielende Rahmenhandlung eine große Rolle spielte. Die Häufung von geschichtlichen Ereignissen an dem Tag ist vielleicht nicht jedem auf Anhieb bewußt, oder bekannt, deshalb hier ein Überblick über fünf geschichtlich bedeutende Ereignisse am 9. November. Weiterlesen „Der 9. November in der Geschichte“

Wie man auf die Buchmesse geht, ohne auf die Buchmesse zu gehen – Teil II

Die Räume des Infozentrums Georg-Schumann-Straße sind richtig klasse. Groß, hell, mit hoher Decke. Es war schon alles sehr schön hergerichtet und ich wurde freundlich empfangen. Als Begleitung zur Lesung hatte ich eine Präsentation mit gemeinfreien Fotos des Alten Leipzig dabei, so konnte ich die Handlungsorte gleich illustrieren und eine virtuelle Reise durch das wunderschöne Vorkriegsleipzig anbieten. Aufgrund der Großzügigkeit der Räume wurde diese Präsentation dann über mir herrlich großformatig angezeigt. Weiterlesen „Wie man auf die Buchmesse geht, ohne auf die Buchmesse zu gehen – Teil II“

Wie man auf die Buchmesse geht, ohne auf die Buchmesse zu gehen – Teil I

Wenn  man zwei Bücher über eine Leipziger Familie geschrieben hat, dann wäre es doch schon fast unerhört, nicht auf die Leipziger Buchmesse gehen. Bücher und Leipzig – die Überschneidung ist perfekt. Hinzu kommt, daß ich mir eine Möglichkeit, mein Leipzig zu besuchen, sehr ungerne entgehen lassen, aber während der Messe ist es eben so furchtbar voll, und ich mag es lieber wundervoll leer.

Egal, das ist die einmalige Möglichkeit, die Leipziger Familie Schönau zurück nach Leipzig zu bringen und sie dort den jubelnden Massen (ahem) zu präsentieren. Die Planung beginnt natürlich schon viele Monate im Voraus. Ich war im November gerade von meiner ersten Lesung in Düsseldorf zurückgekehrt, habe gemerkt „Ich kann Lesungen“, und das muß wohl jemand in Leipzig gespürt haben, denn direkt am darauffolgenden Tag wurde ich angerufen und gefragt, ob ich Interesse an einer Lesung während der Buchmesse hätte. Ganz sicher sei es noch nicht, meinte der nette Herr, sie würden einige Möglichkeiten eruieren und wollten vorab nachfragen. Noch ganz im Düsseldorf-Lesungs-Euphoriehoch habe ich spontan (also gänzlich gegen meine Natur) zugesagt. Und angefangen zu überlegen. Lesungen in Leipzig, das wäre doch generell ein Träumschen, wie die Sachsen sagen. Passend dazu bot der Selfpublisher-Verband für seine Mitglieder die Vermittlung von Lesungen an. Und da es kontraproduktiv ist, wenn ich bei solchen Entscheidungen zu viel Zeit zum Nachdenken habe, habe ich auch da gleich die Möglichkeit genutzt und meine Informationen hingeschickt. Auch hier würde es noch davon abhängen, ob sich eine interessierte Lokalität fände. Sicher war für mich nämlich, daß ich in der Stadt lesen wollte. Das Messegelände, mit so vielen Menschen auf so – verhältnismäßig – engem Raum war mir einfach zu viel. Weiterlesen „Wie man auf die Buchmesse geht, ohne auf die Buchmesse zu gehen – Teil I“

Die Schönaus und Leipzig III: Bombenangriff 1943

Am frühen Morgen des 4. Dezember 1943 erlebte Leipzig den bisher dahin verheerendsten Bombenangriff. Das hervorragende Buch Leipzig brennt enthält viele Augenzeugenberichte und Fotografien.

Auch Lotte und ihre Familie erleben diesen Angriff. Sie hat den Nachmittag bei ihren Eltern verbracht, in friedlicher Atmosphäre und mit – soweit unter den Umständen möglich – ein wenig vorweihnachtlicher Stimmung. Auf dem Heimweg muß sie eine monumentale Gewissensentscheidung treffen, bevor der Bombenangriff sie, das Hausmädchen Frieda und Lottes Kinder Agnes und Friedrich vor ganz neue Herausforderungen stellt.

Lotte wälzte sich noch lange schlaflos im Bett, überlegte, ob sie anders hätte handeln sollen und fragte sich, wo Dorchen sein mochte. Als sie endlich einschlief, träumte sie in wirren Fetzen von Dorchen, der Gestapo und wie als Kontrast vom friedlichen Nachmittag im Hause ihrer Eltern. Das nur allzu bekannte Sirenengeheul riss sie aus dem Schlaf.
„Zwischen drei und vier Uhr, wie immer,“ murmelte Lotte schlaftrunken. Wären die Kinder nicht gewesen, wäre sie einfach liegengeblieben; sie nahm an, dass die Bomber auf dem Rückweg von Berlin waren. Dann hörte sie einen Knall und für eine Sekunde schien das ganze Haus zu beben. Lotte sprang aus dem Bett, aus dem Kinderzimmer drang das Weinen von Friedrich. Sie traf gleichzeitig mit Frieda im Kinderzimmer ein, wo sie die Kinder an die Hand nahmen. Im Flur zog Lotte sich und den Kindern hastig die Mäntel über, während ein schrilles Pfeifen von draußen zu vernehmen war.
„Koffer!“ rief Frieda. Sie griff mit einer Hand einen der Koffer, mit der anderen nach Friedrich, der sich eine kleine Tasche genommen hatte. Die Abläufe waren nach jahrelangen Luftalarmen automatisch, trotz der Angst. Weiterlesen „Die Schönaus und Leipzig III: Bombenangriff 1943“

Die Schönaus und Leipzig II: Politische Unruhen und Inflation

Im zweiten Teil der Reise in der Leipzig der Schönaus befinden wir uns zuerst im Jahr 1922. Das dort erwähnte Confectionshaus Ebert ist heute Sitz der Commerzbank und wunderschön restauriert. An der Stelle des Kaufhauses Althoff findet sich noch bis Ende März 2019 Karstadt.

Luise hatte Lotte und Dorchen von der Schule abgeholt, um mit ihnen neue Kleider zu kaufen. Die beiden Mädchen waren aufgeregt und freuten sich auf ihre neuen Sachen. Es war bewölkt und für Juni recht kühl, aber das störte Lotte und Dorchen nicht.
„Wo gehen wir zuerst hin?“ fragte Lotte.
„Zu Ebert und dann zu Althoff. Wenn ihr brav seid, bekommt ihr anschließend noch einen Kakao im Riquet.“
„Oh fein!“ rief Dorchen und Lotte sagte: „Und den Goethe müssen wir begrüßen.“
Luise sah die Tochter verwirrt an und Lotte grinste. „Vati hält immer kurz bei der Goethestatue am Naschmarkt.“
„Herrje, euer Vater… – So, hier ist Ebert.“
Lotte und Dorchen sahen bewundernd an der prächtigen Fassade des Confectionshauses Franz Ebert hoch. Sie liebten das herrschaftliche Gebäude mit den opulenten Verzierungen und dem vergoldeten Giebelturm. Weiterlesen „Die Schönaus und Leipzig II: Politische Unruhen und Inflation“

Die Schönaus und Leipzig I: Lotte sieht den Kaiser

Leipzig als Schauplatz für die Schönau-Bücher wurde nicht zufällig gewählt. Anders als die Geschehnisse und einige der Charaktere in den Büchern hat Leipzig zwar kaum Verbindung zu  meiner Familiengeschichte, aber mir ist diese wunderschöne Stadt persönlich sehr wichtig. Ich war beim ersten Besuch – der nun fast genau zehn Jahre zurückliegt – sofort ganz hin und weg. Für jeden Geschichtsinteressierten ist Leipzig eine wahre Fundgrube, für jeden Literaturinteressierten ebenso (und Goethe muß ich hier ja wohl nicht extra erwähnen), aber auch die so wundervoll restaurierten Gebäude der Innenstadt, die Gründerzeitpracht im Waldstraßenviertel sind atemberaubend. Und dann hat Leipzig einfach eine angenehme Atmosphäre – städtisch und doch gemütlich, mit herzlichen Menschen.
Genug der Leipzighymnen – auch wenn ich noch ziemlich lange so weitermachen könnte. In knapp zwei Wochen werde ich auf zwei Lesungen (am 22.03 und 23.03)  die Schönaus bei „Leipzig liest“ genau in der Stadt vorstellen können, die mir so wichtig ist und in den Büchern eine große Rolle spielt. Das ist eine besondere Freude für mich! Im Februar wurden die Schönaubücher im Leipziger Kulturmagazin ZeitPunkt auf Seite 20/21 bereits als „Leipziger Lektüre“ vorgestellt. Nun möchte ich gewissermaßen als Einstimmung auf die Leipziger Buchmesse einige Buchauszüge präsentieren, in denen Leipzig eine größere Rolle spielt. Der folgende (gekürzte) Ausschnitt spielt 1913, zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals. Weiterlesen „Die Schönaus und Leipzig I: Lotte sieht den Kaiser“

Mein Leipzig lob ich mir

Wie wohl viele Autoren bin ich momentan ganz im Buchmessenfieber – noch etwas mehr als zwei Wochen und ich bin in meinem geliebten Leipzig. Es stehen zwei Lesungen und eine interessante Diskussion mit anderen Autoren bei Lovelybooks an – das ist aufregend (und macht durchaus nervös). Es ist ein besonderes Erlebnis, meine Bücher, in denen Leipzig fast auch schon einer der Charaktere ist, gerade in dieser herrlichen Stadt in Lesungen vorstellen zu können. Ich hoffe, daß ich dabei nicht zu emotional werde – bei meinem letzten Besuch bin ich zu den Orten gegangen, die im Buch und der Familie Schönau eine große Rolle spielen (und der Aufenthalt im wundervollen Hotel Fürstenhof – nicht umsonst das Lieblingshotel meiner Protagonisten – hat mich für jedes andere Hotel verdorben). Das war ein gefühlsmäßig stark bewegender Stadtrundgang!

Es werden also bis zur Buchmesse noch ein paar Leipzig-bezogene Einträge hier folgen, während ich mich schon ganz kribbelig auf mein Wiedersehen mit einer meiner Lieblingsstädte freue. Dies hier ist ein Artikel (englisches Original hier), den ich vor einigen Jahren für den British Club of the Taunus schrieb und in dem ich meine Leidenschaft für Geschichte und für Leipzig kombinieren konnte. Weiterlesen „Mein Leipzig lob ich mir“

T4 – harmloser Name für vielfachen Mord

Wenn man ein Buch schreibt, das die Jahre 1933 – 45 umfaßt, dann ist die Recherche oft sehr bedrückend. Es sind so viele unaussprechlich furchtbare Dinge in dieser Zeit passiert, so viele unschuldige Menschen wurden Opfer der Diktatur.

Eines der schwierigsten Themen sowohl bei der Recherche als auch beim Schreiben war jenes, welches sich hinter dem so harmlos klingenden Namen „T4“ verbirgt. Der (erst in der Nachkriegszeit verwendete) Name kommt von der Adresse jener Stelle, die die Morde an Menschen organisierte, welche vom der Nazi-Diktatur als „lebensunwert“ (das Wort alleine jagt einem Schauder über den Rücken) angesehen wurde – Tiergartenstraße 4 in Berlin. Als „lebensunwert“ wurde man in der Diktatur aus vielen Gründen betrachtet, hier bezieht es sich auf jene, die psychische Krankheiten oder geistige Behinderungen hatten. Die Ermordung dieser Menschen wurde zur Nazizeit als „Euthanasie“, als „Aktion Gnadentod“ bezeichnet, bzw. verschleiert (in einem Regime, für das Gnade ohnehin ein Fremdwort war). Weiterlesen „T4 – harmloser Name für vielfachen Mord“

Das untergegangene Leipzig

Leipzig ist auch heute wieder eine äußerst sehenswerte Stadt. Bei meinem ersten Besuch dort war ich sofort hingerissen. Leipzig hat für fast jeden etwas zu bieten, für mich als historisch interessierten Menschen ist es eine wahre Fundgrube. Geschichte an allen Ecken und Enden, durch alle Epochen, die Gebäude wundervoll restauriert. Nur kurz nach der Wende sah es hier sehr anders aus, die enormen Kriegsschäden waren noch allenthalben zu spüren, durch Baulücken, unschöne Nachkriegsbauten. Die alte Bausubstanz war meistens vernachlässigt und bröckelte unbeachtet vor sich hin. Es wurde viel erreicht und man kann an mehreren Stellen der Stadt eine gute Ahnung davon bekommen, wie Leipzig einst aussah. Viele wundervolle Gebäude sind aber durch den Krieg und leider auch unverantwortliche Abrisse für immer verloren gegangen. Durch meine Recherche für die Schönau-Bücher lernte ich zusätzlich zu dem mir bereits so vertrauten gegenwärtigen Leipzig noch eine ganz andere Stadt kennen – das untergegangene Leipzig. Weiterlesen „Das untergegangene Leipzig“