Das koloniale Philadelphia

Die Hochphase von Philadelphias Zeit als Geburtsort der Nation, erster Hauptstadt und dann künstlerischem Zentrum des Landes war bereits zu Beginn der Allender-Trilogie vorbei. Dennoch bleibt das koloniale Philadelphia ein wichtiger Teil von Ferne Wolken, dem ersten Buch der Trilogie. Der in Philadelphia gelegene Wohnsitz der Familie ist ein Kolonialhaus in der Pine Street, im Stadteil Society Hill. Hier finden sich noch heute die typischen Reihenhäuser aus roten Ziegelsteinen, mit farbigen Türen und Fensterläden, die herrliche Gemütlichkeit verströmen. Wenn eine der Hauptfiguren des Buches, Malcolm, eine Besucherführung durch das alte Philadelphia und das State House (die heutige Independence Hall) zu einer kleinen Tradition macht, erinnert er an die Tage der Gründerväter und der wichtigsten Zeit Philadelphias. Ich muss zugeben, dass seine Faszination für das koloniale Philadelphia direkt von mir selbst stammt, und als ich noch im guten alten Philly lebte, nahm ich viele Besucher zur Independence Hall mit und genoss es immer, durch Society Hill zu schlendern. Ich sah ein schöneres, gepflegteres Kolonialviertel als Malcolm und seine Gäste – das historische Viertel begann bereits in den 1830er Jahren, seinen Glanz zu verlieren und kam wurde im Laufe der Jahrzehnte immer mehr herunter. Weiterlesen „Das koloniale Philadelphia“

Die Influenza-Pandemie in Philadelphia, 1918

Als ich die Geschichte Philadelphias für die Allender-Trilogie genauer recherchierte, war ich überrascht darüber, wie sehr die Influenza-Pandemie in dieser Stadt gewütet hatte. Es las sich teilweise wie ein dystopischer Roman und doch war es tatsächlich geschehene Geschichte, die gar nicht so weit zurücklag. Darüber in „Verlorenes Gestern“, dem im Herbst 2020 erscheinenden dritten Band der Allender-Trilogie zu schreiben, war eine sehr intensive Erfahrung.

Die kursiven Texte sind Auszüge aus „Verlorenes Gestern“.

„Keine neuen Entwicklungen in Frankreich. Diese Influenza in Europa scheint London erreicht zu haben. Sie scheinen damit ziemlich überfordert.“
„Es ist nur Influenza, es kann nicht so schlimm sein“, merkte Helen an, während sie sich setzte.
„Scheint eine ernste Version von Influenza zu sein“, murmelte Alex und faltete die Zeitung zusammen.

Die sogenannte Spanische Grippe (Spanien war das erste Land, das schwer getroffen wurde) hatte im Sommer 1918 das kriegsmüde Europa verwüstet. Es war eine Mutation der bisher bekannten Grippe, ein bösartigeres und tödlicheres Virus. Die Auswirkungen waren bei jungen Männern zwischen zwanzig und dreißig am verheerendsten, und es ging schnell: manchmal vergingen nur 24 bis 48 Stunden zwischen den ersten Symptomen und dem Tod, tatsächlich konnte der Zustand sich innerhalb weniger Momente von gesund zu erschreckend krank verändern. Erschreckend war es in vieler Hinsicht, denn die Symptome waren nicht alle typisch für Grippe, für Influenza. Eines der beängstigendsten Symptome war die Zyanose – die Haut verfärbte sich blau, sogar schwarz. Eine furchterregende Erinnerung an die Pest, den schwarzen Tod. Unerträgliche Schmerzen folterten an Influenza Erkrankte. Vor dem Tod bluteten die Kranken aus Ohren, Mund, Nase und sogar Augenhöhlen.

„Aber manche Leute sagen, dass es gar keine Influenza ist, sondern etwas viel Schlimmeres. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Wenn es Influenza ist, dann sicher nicht die, die wir kennen.“

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