Buchempfehlung: Kämpfen. Leiden. Lieben (Leben im Schwarzwald)

Ich finde es immer herrlich, wenn Bücher über Geschichte über Jahreszahlen und Herrscher und Berühmtheiten hinausgehen und uns das ganz normale Alltagsleben der ganz normalen Leute beschreiben. Deshalb war ich gleich angetan vom Konzept dieses Buches, das genau meinem Vorlieben und auch meinem Vorgehen beim Schreiben entspricht: „Geschichte über spannende Geschichten zu veranschaulichen (…). Im Mittelpunkt stehen dabei nicht bekannte Herrscher und die große Politik, vielmehr schildern die 16 Miniaturen dieses Buches das Schicksal einfacher Leute.“ (Klappentext). Dieses Buch hat wirklich Spaß gemacht!

In „Kämpfen. Leiden. Lieben“ gibt Thomas Binder uns einen historischen Überblick über das Leben der ganz normalen Schwarzwälder. Keine gekrönten Häupter, keine Berühmtheiten, sondern alltägliche Menschen in ihrem alltäglichen Leben. Das an sich fand ich schon sehr erfreulich und zudem wurde diese gute Idee auch noch ausgezeichnet umgesetzt. Weiterlesen „Buchempfehlung: Kämpfen. Leiden. Lieben (Leben im Schwarzwald)“

Schreiberfahrungen – Gastartikel des Autors Rainer Schneider

In einem früheren Blogartikel habe ich schon einige Hintergründe zu der hervorragenden Lebenswege-Serie Rainer Schneiders gegeben. Ich habe seitdem alle Bücher der Serie gelesen (und hoffe, daß Band 7 dann auch bald erscheint, Rainer Schneider arbeitet schon engagiert daran). Jeder Band hat seine ganz eigene Stimme, behandelt einen anderen Aspekt des unangepaßten Lebens in der DDR. Ich habe aus diesen Büchern unglaublich viel gelernt, habe den ausgezeichneten Schreibstil genossen und das Wissen, daß die Geschichten auf wahren Schicksalen beruhen (weitere Informationen gibt es auf Rainer Schneiders Website), hat den Bücher eine besondere Intensität gegeben. Meine und viele andere Rezension zu den Büchern können ua bei Lovelybooks gelesen werden.

In einem Gespräch mit Rainer Schneider erfuhr ich, daß er an den Büchern jahrelang arbeitet, da er sie nach dem Schreiben der Reihe nach gründlich überarbeitet hat. So lag es nah, ihn um einen Einblick in diesen Aspekt des Autorenlebens zu bitten. Auch zur Lebenswege-Serie gibt es in seinem Artikel Interessantes zu lesen.  Weiterlesen „Schreiberfahrungen – Gastartikel des Autors Rainer Schneider“

Buchempfehlung: Deutschland – Erinnerungen einer Nation

Momentan lese ich mich durch die dreibändige deutsche Geschichte 1800 – 1918 von Thomas Nipperdey. Das Werk ist ausgesprochen informativ, erklärt viele Zusammenhänge und wird noch einen eigenen Blogeintrag erhalten. Bei über 2.000 Seiten kann man sich vorstellen, daß man die Bücher nicht mal eben so weglesen kann.

Wer sich die deutsche Geschichte etwas leichter und flotter erlesen möchte, sollte zu „Deutschland  – Erinnerungen einer Nation“ („Germany – Memories of a Nation“) greifen.

Dieses Buch zu lesen war ein wahres Vergnügen! Anhang von Objekten aus der deutschen Vergangenheit macht man eine Reise in verschiedene historische Epochen Deutschlands und erliest sich so auf sehr unterhaltsame Art die deutsche Geschichte. Das Buch geht nicht chronologisch vor, jedes Kapitel behandelt in sich abgeschlossen einen Aspekt oder eine Person der Geschichte und berichtet von dort ausgehend über den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontext. Weiterlesen „Buchempfehlung: Deutschland – Erinnerungen einer Nation“

Ein Blick auf die DDR und eine Buchempfehlung: Lydia. Vergebung.

Ich bin öfter gefragt worden, warum die Geschichte der Schönaus 1957 aufhört, warum ich das Leben einer der Hauptcharaktere in der DDR nicht beschrieben habe. Ich habe damals sehr kurz daran gedacht, nur einen Moment lang, und wußte sofort, daß ich diesem Thema keine Gerechtigkeit widerfahren lassen, es nicht annähernd beschreiben kann. Dazu bin ich einerseits zu spät geboren und zudem nicht in der DDR. Das habe ich auch in meiner gerade stattfindenden Leserunde genau so erklärt und geschrieben, daß ich der Meinung bin, daß kein Westdeutscher über das Leben in der DDR schreiben kann. Dem haben die Leserundenteilnehmer zugestimmt und konnten teilweise aus eigener Erfahrung berichten, daß man als Westdeutscher auch nach zwanzig Jahren des Lebens in der ehemaligen DDR nie annähernd begreifen kann, wie das Leben in der DDR war, wie es nachwirkt. Weiterlesen „Ein Blick auf die DDR und eine Buchempfehlung: Lydia. Vergebung.“

Buchempfehlung: Machtzerfall

Der gebürtige Friedberger Herfried Münkler hat sich 1983 daran gemacht, Zeitzeugenberichte über die letzten Kriegstage in Friedberg zu sammeln. Ergänzt durch offizielle Dokumente entstand somit ein detaillierter Blick darauf, wie jene Wochen im März bis Mai 1945 erlebt wurden. Auch wenn dieser Bericht auf Friedberg bezogen ist, so steht er doch exemplarisch für ähnliche Erfahrungen, die zu der Zeit auch in vielen anderen Städten gemacht wurden und veranschaulicht gut den im Titel erwähnten „Machtzerfall“. Ich fand es schön, die mir recht bekannte Stadt Friedberg beim Lesen veranschaulichen zu können und werde beim nächsten Besuch dort viele Orte mit neuem Interesse anschauen. Weiterlesen „Buchempfehlung: Machtzerfall“

Buchempfehlung: Die Schand-Luise

In „Die Schand Luise“ betrachtet Ulrike Grunewald das Leben einer wohl den meisten unbekannten Frau: Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800 – 1831), Schwiegermutter Queen Victorias. Die junge Dame betrachtet uns auf dem schlichten und gelungenen Titelbild mit großen Augen und der Andeutung eines in sich ruhenden Lächelns. Zu dem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, was für ein unruhiges und trauriges Leben sie erwarten wird. Weiterlesen „Buchempfehlung: Die Schand-Luise“

Buchempfehlung: Prairie Fires

Viele von uns kennen sicher die etwas süßliche Serie „Unsere kleine Farm“. Ich habe sie damals als Wiederholung gesehen, zu meiner Zeit war sie schon etwas angestaubt (die Serie wurde von 1974-83 produziert). Viele Episoden habe ich nicht gesehen, aber die Geschichte von Laura Ingalls, der sanften „Ma“ und dem für die Welt zu guten „Pa“, der fiesen Nellie und dem Prairieleben, die kannte ich hinreichend.

In „Prairie Fires“ (nur auf Englisch erhältlich) erzählt Caroline Fraser nun die wahre Geschichte und entfaltet auf über 500 Seiten eine reichhaltiges farbenfrohes Panorama nicht nur von Lauras Leben, sondern auch des sich über die Jahrzehnte ändernden Amerikas. Sie verwebt die Einzelschicksale der Ingalls mit der Landesgeschichte und auch wer mit „Unsere kleine Farm“ nichts anfangen kann, wird hier auf lesenswerte Weise viel über die amerikanische Geschichte und die davon berührten Menschen erfahren. Weiterlesen „Buchempfehlung: Prairie Fires“

Buchempfehlung: Willy Brandt in Erfurt

Es gibt Momente in der deutschen Nachkriegsgeschichte, die sofort Emotionen hervorrufen, bei denen ein Bild reicht, um sie zu vermitteln. So Brandts Kniefall in Warschau oder Genscher in der Prager Botschaft. Oder eben Willy Brandts Besuch in Erfurt, die jubelnden Menschen, sein Erscheinen am Fenster. Ich war zu der Zeit noch nicht einmal geboren, denke daran aber mit der gleichen Bewegung wie bei Genschers Rede in der Prager Botschaft. Immer, wenn ich in einem Zug sitze, der in Erfurt hält, betrachte ich den „Erfurter Hof“ direkt gegenüber vom Bahnhof, mit dem legendären Fenster. Über Jahre verfolgte ich traurig, wie das Gebäude vor sich hin verfiel. Nun ist es wieder schön hergerichtet und eine große Schrift „Willy Brandt ans Fenster“ erinnert an jenen denkwürdigen 19. März 1970. Weiterlesen „Buchempfehlung: Willy Brandt in Erfurt“

Buchempfehlung: Zeit zu leben und Zeit zu sterben

Remarque entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblingsschriftsteller. Auf unnachahmliche Weise berichtet er in seinen Romanen über das Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Stil ist schnörkellos, ohne Pathos und dadurch besonders eindringlich. „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ befasst sich mit der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte. 1944 ist der Krieg so gut wie verloren, was die fanatische menschenverachtende Diktatur nicht davon abhält, weiterhin Millionen zu opfern. Weiterlesen „Buchempfehlung: Zeit zu leben und Zeit zu sterben“

Buchempfehlung: Fabian – Die Geschichte eines Moralisten

Erich Kästners autobiographisch angehauchte Erzählung über Jakob Fabian, der das ausschweifende Berlin der späten Weimarer Republik erlebt, und daran untergeht, wirft einen sehr klaren, von Schopenhauers Pessimismus geprägten Blick auf die Welt und die Menschheit. Das 1931 erschienene Buch ist an manchen Stellen sogar beängstigend prophetisch, so sagt Fabian im Gespräch mit einem Nazi: „Wo nehmt ihr die Dreistigkeit her, sechzig Millionen Menschen den Untergang zuzumuten, bloß weil ihr das Ehrgefühl von gekränkten Truthähnen habt und euch gern herumhaut?“ Weiterlesen „Buchempfehlung: Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“