Wie man auf die Buchmesse geht, ohne auf die Buchmesse zu gehen
Die Leipziger Buchmesse 2019 war ein interessantes Erlebnis für mich, denn ich fuhr mit meinen Schönaus in ihre Heimatstadt - und stellte mich der Herausforderung, drei Lesungen zu halten
SCHÖNAULEIPZIGAUTORENLEBEN
Wenn man zwei Bücher über eine Leipziger Familie geschrieben hat, dann wäre es doch schon fast unerhört, nicht auf die Leipziger Buchmesse gehen. Bücher und Leipzig – die Überschneidung ist perfekt. Hinzu kommt, daß ich mir eine Möglichkeit, mein Leipzig zu besuchen, sehr ungerne entgehen lassen, aber während der Messe ist es eben so furchtbar voll, und ich mag es lieber wundervoll leer.
Egal, das ist die einmalige Möglichkeit, die Leipziger Familie Schönau zurück nach Leipzig zu bringen und sie dort den jubelnden Massen (ahem) zu präsentieren. Die Planung beginnt natürlich schon viele Monate im Voraus. Ich war im November gerade von meiner ersten Lesung in Düsseldorf zurückgekehrt, habe gemerkt „Ich kann Lesungen“, und das muß wohl jemand in Leipzig gespürt haben, denn direkt am darauffolgenden Tag wurde ich angerufen und gefragt, ob ich Interesse an einer Lesung während der Buchmesse hätte. Ganz sicher sei es noch nicht, meinte der nette Herr, sie würden einige Möglichkeiten eruieren und wollten vorab nachfragen. Noch ganz im Düsseldorf-Lesungs-Euphoriehoch habe ich spontan (also gänzlich gegen meine Natur) zugesagt. Und angefangen zu überlegen. Lesungen in Leipzig, das wäre doch generell ein Träumschen, wie die Sachsen sagen. Passend dazu bot der Selfpublisher-Verband für seine Mitglieder die Vermittlung von Lesungen an. Und da es kontraproduktiv ist, wenn ich bei solchen Entscheidungen zu viel Zeit zum Nachdenken habe, habe ich auch da gleich die Möglichkeit genutzt und meine Informationen hingeschickt. Auch hier würde es noch davon abhängen, ob sich eine interessierte Lokalität fände. Sicher war für mich nämlich, daß ich in der Stadt lesen wollte. Das Messegelände, mit so vielen Menschen auf so – verhältnismäßig – engem Raum war mir einfach zu viel.
Und dann entwickelte sich einiges ganz von selbst. Aus der ersten Lesung wurde nichts, aber man hat mich für spätere Veranstaltungen weiterhin auf der Liste. Die Selfpublisher-Verband-Vermittlung klappte wundervoll, recht bald standen Termin und Lokalität fest. Und dann kam noch eine weitere Anfrage im Rahmen der „Leipzig liest… an Leipzigs längster Straße“. Das Euphoriehoch vom November hatte allerdings schon wieder nachgelassen (wie das Euphoriehochs eben so tun …) und der Gedanke, zwei Lesungen im Rahmen der Buchmesse zu halten, war durchaus beängstigend. Es ist immerhin die Buchmesse!! (Oder wie meine Mutter dann so richtig sagte: „Die Buchmesse ist ein Ort für Menschen, die Bücher mögen und gerne lesen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.“)
Ich griff zum Hilfsmittel aller chronisch unspontanen Sorgenmacher und machte mich an die Planung. Hotels sind in Leipzig zur Messezeit schnell ausgebucht und für mich ist Leipzig ohne den Fürstenhof nicht komplett. Den Fürstenhof habe ich tatsächlich durch meine Bücher kennengelernt, gleich mehrere meiner Charaktere, darunter einer meiner Lieblingscharaktere, sind felsenfeste Fürstenhof-Fans. Umso mehr ich mich mit der Geschichte dieses Hotels beschäftigte, desto mehr wurde ich dann selbst zum Fan. Seit der ersten Übernachtung dort und einem hervorragenden Cocktail in der entzückendsten kleinen Säulenhalle überhaupt gibt es in Leipzig für mich keine anderen Übernachtungsoptionen mehr. – Ich hatte Glück! Der Fürstenhof hatte noch Zimmer frei und ich war sogar die Erste, die das brandneue Buchungssystem auf der wegen Eigentümerwechsels brandneuen Webseite benutzte. Nun wußte ich, selbst wenn die Lesungen völlig schiefgingen, würde ich wenigstens in angemessener Kulisse weinen können.
Nach und nach nahm also alles Formen an. Die beiden Lesungen in der Stadt waren fest, und dann kam noch eine Anfrage von Lovelybooks. Hier würde es ein Speed Dating mit Selfpublishern geben – ob ich teilnehmen wolle? Schnell zusagen, bevor das Pessimismuszentrum zuschlägt. Und nun würde ich mich also doch auf’s Messegelände wagen müssen. Die Menschen … Die vielen Menschen …
So hatte ich Anfang des Jahres also eine Reservierung für das wundervollste Hotel Leipzigs, drei feste Veranstaltungen für die Buchmesse und konnte die Nervosität noch durch „ist ja noch soooo lange hin“-Gedanken in Schach halten. Im Februar dann die nächste Überraschung – im ZeitPunkt Kulturmagazin wurden meine Bücher auf Seite 20/21 als „Leipziger Lektüre“ vorgestellt. Ein tolles Gefühl.
Dann näherte sich der Februar schon seinem Ende und so langsam ging das mit dem „ist ja noch soooo lange hin“ nicht mehr. Also ran an die nächsten Schritte. Die Vorabstimmung mit den beiden Lesungslokalitäten verlief sehr angenehm und ich habe gemerkt, daß sowohl Frau Schmidt vom Magistralenmanagement (1. Lesung) wie auch Frau Ketzel-Grüneberg vom Luftraum (2. Lesung) wundervoll engagiert waren. Die Feinarbeit von meiner Seite her war auch bald erledigt, die Szenen waren ausgesucht und immer wieder geprobt worden (zur Irritation meiner Katzen), die Nerven aller Freunde und Familienmitglieder hatte ich aufs Äußerste strapaziert (alle standen mir wundervoll zur Seite und die vielen guten Wünsche, die ich erhielt, haben mich sehr gerührt) und so war es für die geistige Gesundheit aller in meinem Umfeld höchste Zeit, daß die Buchmesse endlich anfing.
Zitternd trippelte ich am 22. März in meinen Zug nach Leipzig. Die Deutsche Bahn hatte ausnahmsweise mal ein Einsehen und ich kam ohne Verspätungen und andere Zwischenfälle (im letzten Jahr hätte ich über meine Erfahrungen mit der DB eine Tragikomödie schreiben können) in Leipzig an und zitterte mich zum Fürstenhof.
Dieser empfing mich mit der vertrauten Mischung aus Eleganz und zwangloser Freundlichkeit. Genau das brauchte ich. Kurz das Zimmer genossen, dann die Füße in die hohen Schuhe gekämpft (flache Schuhe bei der Buchmesse sind für Weicheier 😉 ) und auf ging’s zur ersten Lesung. Das Leipzig-Abenteuer hatte begonnen….
Die Räume des Infozentrums Georg-Schumann-Straße sind richtig klasse. Groß, hell, mit hoher Decke. Es war schon alles sehr schön hergerichtet und ich wurde freundlich empfangen. Als Begleitung zur Lesung hatte ich eine Präsentation mit gemeinfreien Fotos des Alten Leipzig dabei, so konnte ich die Handlungsorte gleich illustrieren und eine virtuelle Reise durch das wunderschöne Vorkriegsleipzig anbieten. Aufgrund der Großzügigkeit der Räume wurde diese Präsentation dann über mir herrlich großformatig angezeigt.
Schon weit vor Beginn der Lesung trafen die ersten Leute ein, blätterten gleich interessiert in den Büchern und ich wurde schon in erste Unterhaltungen verwickelt. Das war natürlich prima, denn ein aufgeschlossenes Publikum macht für den Autor vieles einfacher. Ein Herr berichtete mir ein wenig von den Erzählungen seiner Großmutter über den Bombenangriff 1943 auf Leipzig, der im Buch natürlich auch vorkommt. Solche Berichte finde ich immer hochinteressant, ich hatte bei meiner Düsseldorfer Lesung einen Besucher, der einen Bombenangriff als Kleinkind miterleben mußte und auch noch einiges zu erzählen hatte. Immer wieder, auch in der schriftlichen Kommunikation mit Lesern, erlebe ich es, daß die Geschichte der Schönaus durchaus eigene Erinnerungen oder die Erinnerungen an das, was die Eltern oder Großeltern aus ihrem Leben erzählten, wieder aufweckt. In meiner gerade stattfindenden Leserunde bei Lovelybooks gibt es auch einige Postings, die von Großeltern und Urgroßeltern berichten. Das ist für mich immer ein besonders wertvoller Austausch.
Auch die Lesung soll ein Austausch sein; nicht nur Leute, die mir zuhören müssen. Und das ergibt sich an diesem Abend dank der kommunikativen Besucher fast von selbst. Die meisten sind aus Leipzig selbst, das ist sehr schön, aber auch eine zusätzliche Herausforderung. Konnte ich als Nicht-Leipzigerin in meinen Büchern Leipzig so darstellen, daß auch Leipziger damit zufrieden sind? (Auflösung: ja!). Sehr gefreut habe ich mich auch über die Anwesenheit einer mir durch Lovelybooks bekannten Lyrikautorin, die gerade ihren ersten Lyrikband mit sehr positiver Resonanz veröffentlicht hatte.
Zum Ende der Lesung dann noch eine Überraschung. Eine Dame, die mit ihrem Vater in der ersten Reihe gesessen und einige Hintergrundfragen gestellt hatte, u.a. wie ich auf den Namen „Schönau“ kam, kommt nach der Lesung mit dem Vater zu mir und sagt: „Wir sind übrigens die Schönaus.“
Auch Autoren können manchmal die Worte fehlen und so schaue ich erst mal ziemlich baff aus der Wäsche. Daß ich bei meiner Lesung über die Schönaus aus Leipzig dann die Schönaus aus Leipzig treffen würde, hätte ich nie gedacht! Es stellt sich heraus, daß diese beiden Besucher die Ankündigung im Messeprogramm („Die Schönaus – Eine Leipziger Familie 1913 – 57“) gesehen und sich natürlich gefragt haben: worum geht es denn da? So hat die pure Neugierde, was da wohl über die Schönaus aus Leipzig vorgelesen wird, die Schönaus aus Leipzig zur Lesung gebracht. Ihnen hat es gefallen und für mich war es ein einmaliges Erlebnis.
Ein weiteres einmaliges Erlebnis, allerdings nicht so erfreulich, folgte dann wortwörtlich auf dem Fuße, oder eher den zarten Füßen. Die Idee, Verkaufsexemplare für beide Lesungen vorab per Paket an das Infozentrum zu schicken, war eigentlich gut, hat es mir erspart, Bücher im Zug mitzuschleppen. Aber die verbleibenden Exemplare, die morgen auf der zweiten Lesung gebraucht werden, müssen ja nun auch irgendwie transportiert werden. Auch das ist dank mitgebrachter Stoffbeutel prinzipiell kein Problem, aber die kurzfristige Einladung einer Leipziger Freundin, den Abend bei ihr zu beschließen, führt zu einem ungeplanten etwa 30minütigen Fußmarsch. Wer schon mal 30 Minuten lang zwei bis oben mit schweren Büchern vollgepackte Stoffbeutel auf 7-cm-Absatzschuhen durch eine Stadt geschleppt hat, wird mir und meinen Füßen einiges nachfühlen können.
Auch am nächsten Morgen schicken meine Füße deutliche Signale. Gut, die Samstagslesung ist erst am Abend und für den Tag habe ich flache Schuhe mitgenommen. Na ja, alles ist relativ, „flach“ auch. Flachere Schuhe also.
Während sich die Leute durch die Messehallen drängen, in denen an diesem Samstag kein Durchkommen ist, wie ich nachher mehrfach höre, entdecke ich mal wieder mein geliebtes Leipzig.
Die Lesung verläuft gut, es ist eine schöne Mischung aus Austausch und Lesen. Die Nervosität verzieht sich beleidigt auf leisen Sohlen und ich fühle mich sauwohl. Es kommen Fragen aus dem Publikum, wir plaudern über die in der Präsentation gezeigten Bilder und die gelesenen Szenen werden wohlwollend aufgenommen. Bei einer abschließenden Rückmeldung einer Zuhörerin darüber, wie sie die Szenen berührt haben, bin ich so überwältigt, daß ich selbst einen Moment um Fassung kämpfen muß (und jetzt beim Schreiben wieder). Wenn man Leser derart erreichen, Emotionen so erfolgreich vermitteln kann, dann ist das ein Geschenk.
Die letzte Szene lasse ich die Leser auswählen. Bedingt durch die Weltgeschichte, die die Schönaus durchleben, ist gerade das zweite, in der Nazi- und Nachkriegszeit spielende Buch streckenweise sehr düster. Die drei von mir aus diesem Buch gewählten Szenen sind natürlich auch entsprechend ernst und alle auf einmal möchte ich den Zuhörern an diesem schönen Frühlingsabend nicht zumuten.
Ich habe reichlich Zeit, das Wetter ist sommerlich, Leipzig ist wie immer wunderschön und so schlendere ich ganz schön was weg. Im Johannapark gehe ich gleich zu der Brücke, auf der im Buch das Hochzeitsfoto meiner Hauptperson Lotte entstanden ist. Malerisch und friedlich liegt sie da, der Park ist fast menschenleer. Ich genieße Ruhe, Ausblick und Sonne von einer Bank aus. Meine Füße kichern böse vor sich hin, denn sie haben noch eine Überraschung parat.
Beim Rückweg durch das Musikviertel finde ich gleich das Haus, das ich bei meinem letzten Besuch im November entdeckt habe und das ziemlich gut meiner Vorstellung des Hauses entspricht, in dem Lotte ihre Kindheit verbrachte. Auch wenn meine Figuren natürlich fiktiv sind, so macht es doch bei jedem Leipzigbesuch Spaß, sich vorzustellen, wie sie sich in der Stadt bewegt haben, und Orte zu besuchen, die im Buch wichtig sind.
Das leichte Drücken an zwei Stellen des linken Fußes ist, als ich das Bundesverwaltungsgericht erreicht habe, zu einem leichten Schmerz geworden. Am Augustusplatz ist der leichte Schmerz zu einem ziemlich fiesen Schmerz geworden. Ach, wer hätte das gedacht, zwei schon offene Blasen. Die in der Apotheke vom Apotheker als „bombenfest“ sitzend angepriesenen Blasenpflaster halten gerade so der Durchquerung der recht vollen Innenstadt stand, dann ist Schluß mit „bombenfest“. Aber ich muß ja nur noch über die Straße, bevor mich der Fürstenhof in seine stilvolle, ruhige Umarmung schließt.
Das von mir so geliebte Treppenhaus, das ich morgens noch fröhlich heruntergehüpft bin, muß diesmal hinter dem Aufzug zurückstehen. Die eineinhalb Stunden, die ich noch habe, nutze ich zur Fußpflege und neuerlichem Üben der Szenen für die abendliche Lesung. Mit meinen zwei Büchertaschen und neu blasenverpflasterten Füßen in den 7-cm-Schuhen geht es tapfer los zur nächsten Lesung. Es sind übrigens sechs Blasen insgesamt… Egal, Buchmesse ist nichts für Weicheier, auch wenn man gar nicht auf der Buchmesse war.
Die zweite Lesung wird von Klezmer-Musik begleitet, denn der Luftraum Leipzig, in dem die Lesung stattfindet, ist eine Musikschule mit originellem und sympathischem Konzept. Der Raum ist sehr klein und anheimelnd, liebevoll dekoriert. Auch hier ist schon alles vorbereitet, ca 15 Leute wird der Raum aufnehmen können (und nachher auch müssen – wir sind voll besetzt). Auch hier trudeln die Leute schon vorab ein, auch hier vorwiegend Leipziger, aber auch eine Mitleserin aus Lovelybooks – es ist schön, wenn man angesichts solcher Anlässe dann auch den Menschen hinter dem Nicknamen kennenlernt.
Das Publikum ist etwas zurückhaltender, was die Kommunikation und die Fragen betrifft, aber am Ende werden ziemlich viele Bücher gekauft, also muß weniger Interaktion nicht unbedingt weniger Interesse bedeuten. Das ist zudem das Interessante an diesen Lesungen – auch bei gleichen Szenen ist jede Lesung ganz unterschiedlich und so bleibt es stets spannend und herausfordernd. An diesem Abend setzt natürlich die Musik noch einen ganz besonderen Akzent. Die Stücke werden von den beiden musizierenden Damen mit viel Können und Esprit vorgetragen. Man merkt, es macht ihnen Spaß und auch das Publikum ist angetan. Ich ebenso, genieße die Darbietung und freue mich sehr, daß Literatur und Musik an diesem Abend so fröhlich vereint sind und harmonieren.
Auch diese Lesung also ein Erfolg, eine Freude, ein Erlebnis. Unglaublich, wie schnell diese beiden Tage, auf die ich so lange hingearbeitet habe, die so lange von den Veranstaltern und mir vorbereitet wurden, vorbei sind.
Erleichtert über diese erfolgreichen Erlebnisse beschließe ich den Abend ruhig, bis mir meine Nervosität auf die Schulter tippt und grinsend sagt: „Du dachtest wohl, ich wäre schon weg? Morgen ist das Lovelybooksevent. Und das wird gestreamt!! Gestreamt!“ Sogar meine Füße hören vor Schreck kurz auf zu schmerzen. Ich hatte erst nach meiner Zusage eher zufällig erfahren, daß diese Veranstaltung gestreamt wird. Kurz überlege ich, ob es wohl überhaupt auffallen würde, wenn ich einfach nicht hingehe? Ja, wenn von drei Autoren einer fehlt, wird das wahrscheinlich schon jemand merken. Na gut, also geht’s am Sonntag dann zum ersten Mal auf das tatsächliche Messegelände. Die Straßenbahnfahrt vermittelt einem schon ein gewisses Ölsardinen-in-Dose-Gefühl, auf dem Messegelände selbst geht es aber noch. Bemerkenswert die ausgesprochen kreativ gekleideten Cosplayer. Die Vielfalt an außergewöhnlichen Kostümierungen ist ausgesprochen beeindruckend. Ebenfalls beeindruckend: die riesige Glashalle, die jeder Leipzig-Messebesucher kennt. Sie ist noch imposanter als auf den Fotos und ich kann sie in Gänze durchwandern (meine Füße haben sich ihrem Schicksal ergeben), denn ich muß natürlich in die hinterste Halle. Dort ist alles sehr übersichtlich angeordnet und so habe ich den Lovelybooks-Stand bald gefunden, letzte Fluchtinstinkte erfolgreich verdrängt, und werde dort freundlich empfangen. Die beiden Mitautoren, Simon Geraedts und Tommy Herzsprung, sind schon anwesend und beide so sympathisch, daß die Nervosität unverrichteter Dinge abziehen muß. Ich fühle mich erneut richtig wohl und bin nun ganz gespannt auf das, was uns erwartet. Die Veranstaltung kann man sich hier ansehen, ich kann dazu noch sagen, daß die angenehme Moderationsart Tanja Fischers noch dazu beitrug, daß man sich entspannt und wohl fühlen konnte. Es sammelte sich auch durchaus einiges an interessiertem Publikum.
Letztlich hat es wahnsinnigen Spaß gemacht und ja, es ist auch ein gutes Gefühl, wenn man so ein klein wenig Rampenlicht auf sich hat. Toll fand ich die Mischung aus Autoren, denn wir sind alle aus gänzlich unterschiedlichen Genres. Etwas über die Arbeitsweise anderer Autoren zu hören, war hochinteressant für mich, auch nach der Veranstaltung haben wir uns noch ein wenig unterhalten. Das hätte ich noch viel länger machen können, aber wir hatten natürlich auch alle noch Pläne.
Bei mir war es ein kleiner Bummel über die Messe mit einer guten Freundin, die ich aber schon vorgewarnt hatte, daß ich für Bummel in Menschenmengen nicht die nötige Ausdauer mitbringe. Wir haben es dann immerhin eine Stunde geschafft, bevor mein Fluchtinstinkt einsetzte. Wer seine Freizeit am liebsten in den ruhigen Taunuswäldern verbringt, ist im Messetrubel nicht unbedingt perfekt aufgehoben. Die Glashalle wimmelte vor Menschen und so konnten meine Freunde amüsiert betrachten, wie schnell man sich mit sechs Blasen an den Füßen in Absatzschuhen durch dichte Mengen in Richtung Ausgang bewegen kann.
Letztlich war es also ein Messebesuch mit knappen zwei Stunden auf dem tatsächlichen Messegelände. Es war sehr interessant dort und durch ruhigere Hallen wäre ich gerne auch länger gelaufen, aber auch so habe ich immerhin schon mal einen Eindruck bekommen. So besucht man also die Buchmesse, ohne eigentlich die Buchmesse zu besuchen.
Meine städtische Messeerfahrung kombiniert mit dem Messegeländeabstecher fand ich persönlich sehr angenehm, und es ist eine fabelhafte Idee, die Lesungen auch in der Stadt zu halten, diese richtig einzubeziehen und auch gleich eine Vielzahl interessanter und engagierter Lokalitäten in der Stadt bekannter zu machen.
Wetter und Füße haben den sonst obligatorischen Besuch beim Völki diesmal verhindert, der Tag endete ruhig und stilgemäß mit einem Kaffee im Fürstenhof.
Fazit? Die Nervosität war wie immer umsonst. Leipzig war wie immer wundervoll. Der Fürstenhof war wie immer eine Freude. Die Lesungen waren Erfolge, die Lovelybooksveranstaltung ebenfalls. Alle drei Veranstaltungen haben unglaublichen Spaß gemacht. Die Rückmeldungen haben dem Autorenherz gut getan. Ich habe liebe Freunde wiedergesehen und tolle neue Leute kennengelernt. Der Austausch, die Erfahrungen waren unbezahlbar und das Erlebnis, die Schönaus gerade in Leipzig präsentieren zu können, war etwas ganz Besonderes.
Meine Füße haben mir verziehen, sie haben aber auch schon Schlimmeres durchlebt. Und auch ohne Buchmesse wird’s natürlich immer wieder nach Leipzig gehen!