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Eine auf der eigenen Familiengeschichte beruhenden historischen Roman zu schreiben, macht die Recherche über eine ohnehin so dunkle Epoche manchmal noch schwerer, denn hier spielt eine persönliche Komponente mit hinein. Das habe ich unter anderem bei der Recherche zum Speziallager Buchenwald sehr gemerkt. Ich war noch ein Kind, als meine Großtante erwähnte, daß ihr Ehemann nach dem Krieg dort interniert gewesen wäre und das „nach dem Krieg“ hat mich verwirrt, denn ich wußte nicht, daß sich die Geschichte mancher Lager auch in die Nachkriegszeit hinein erstreckte. Als junge Erwachsene fand ich in Buchenwald dazu auch keine Hinweise – die Dauerausstellung zum Speziallager wurde erst 1997 eröffnet. Während der DDR-Zeit wurde diese dunkle Zeit der Weiternutzung des Lagers völlig totgeschwiegen.
Als ich später mit meiner Großtante ein wenig mehr über das Thema sprach, war ich überrascht, wie wichtig es ihr war, mir zu erklären, dass ihr Mann in der Nazizeit nicht involviert war – kein Parteimitglied, Anhänger des Regimes, sondern ein ganz seinem Thema verhafteter Geisteswissenschaftler, der „keiner Fliege was zuleide tun konnte“. Was, nach allem was ich sonst hörte, auch stimmte, ich konnte nur nicht verstehen, warum meiner Großtante diese Klarstellung so wichtig war, denn ich hatte ohnehin keine Annahme in der Richtung getroffen oder ausgesprochen. Auch das verstand ich erst, als ich mich mit der Geschichte des Speziallagers und dem späteren Umgang damit zu DDR-Zeiten näher befaßte. Die Internierungen wurden unter dem Vorwand der Bestrafung von Naziverbrechern durchgeführt und jenen, die ihre Internierung überlebten und nachher in der DDR blieben, haftete das Stigma weiterhin an.